Dass unangekündigte Abfragen und „Exen“ (Extemporalien) das Lernen der Schüler*innen nicht fördern, sondern allein Druck und Angst aufbauen, ist längst wissenschaftlich untermauert. Einen Einblick geben Harald Lesch und Klaus Zierer in einem Podcast des Bayerischen Rundfunks. Ministerpräsident Markus Söder ist der Ansicht, dass unangesagte Abfragen die „Leistungsdichte“ absichern. (Was heißt „Leistungsdichte“?). Mit einem Machtwort bei der Klausur der CSU in Kloster Banz haut er raus: „Selbstverständlich bleiben Exen erhalten.“
Drei massive Kritikpunkte sind hier anzumerken:
- Markus Söder maßt sich eine Sachkompetenz an, über die er nicht verfügt. Er setzt sich offen in Widerspruch zu fachwissenschaftlichen Erkenntnissen.
- Er düpiert seine Fachministerin Anna Stolz, die längst in einen breit angelegten Dialog mit Praktikern, Wissenschaft und Organisationen eingetreten ist und sich vorgenommen hat, die Frage der Leistungsfeststellung und Leistungsbewertung in den Schulen neu zu denken.
- Er unterläuft eine aktuell mit großem Erfolg laufende Petition einer 17-jährigen Schülerin aus München, die erreichen möchte, dass unangekündigte Abfragen abgeschafft werden sollen. Das Petitionsrecht in Bayern legt fest, dass der Bayerische Landtag über eine Petition zu befinden hat (Art. 4 Abs. 1 BayPetG). Ganz nebenbei beschädigt er damit das Demokratieverständnis, nicht nur unter jungen Menschen, und konterkariert seinen eigenen Vorstoß einer „Verfassungsviertelstunde“ an Schulen.
Die Lernwirkstatt Inklusion e.V. ist Mitglied im Forum Bildungspolitik e.V., das einen Offenen Brief an den Ministerpräsidenten gerichtet hat: